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Arctic Circle Trail 2004 (Grönland)

Reisebericht - Arctic Circle Trail 2004 - (Grönland)

01. Tag Kangerlussuaq - See mit kleiner Insel (ca. 24 km)
02. Tag See mit kleiner Insel - Hütte Katiffik ( ca. 11 km)
03. Tag Hütte Katiffik - Landzunge am Amitsorsuaq ( ca. 12 km)
04. Tag Landzunge am Amitsorsuaq - Abfluss des Amitsorsuaq am Westufer ( ca. 13 km)
05. Tag Abfluss des Amitsorsuaq am Westufer - Hütte nordöstlich des Ikkarlutooq (ca. 18 km)
06. Tag Hütte nordöstlich des Ikkarlutooq - Hütte südöstlich des Iluliumanersuup Portornga (ca. 11 km)
07. Tag Hütte südöstlich des Iluliumanersuup Portornga - Hütte am See südöstlich des Innajuattoq (ca. 20 km)
08. Tag Hütte am See südöstlich des Innajuattoq - Hütte im Flusstal ( ca. 17 km)
09. Tag Hütte im Flusstal - Hütte am Fjord Kangerluarsuk Tulleq ( ca. 17 km)
10. Tag Hütte am Fjord Kangerluarsuk Tulleq - Sisimiut (ca. 20 km)

Reisebericht von Nicole

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Vorweg bemerkt:

Der Arctic Circle Trail ist kein Spaziergang, auch wenn dies beim Lesen im mitgereisten Trekkingführer aus dem Conrad Stein Verlag manchmal so erscheint.

Allein wegen seiner Länge von knapp 165 km und weil man auf dem gesamten Trail sowohl Behausung als auch Verpflegung für mindestens 10 Tage selbst schleppen muss, sollte man einiges an Kondition mitbringen. Eine gute Ausrüstung ist absolutes Muss. Vor allem ein sturmsicheres Zelt, wasserdichte Wanderstiefel sowie Trekkingstöcke für das Furten der Flüsse, aber auch Sonnencreme und unbedingt ein Mückennetz gehören ins Gepäck.

Der sichere Umgang mit Karte und Kompass ist absolute Pflicht, da von ausgetretenen Pfaden und gut sichtbaren Steinmännchen nur selten eine Spur zu finden ist. Kurzum: auf den Arctic Circle Trail sollten sich nur erfahrene Wanderer wagen.

Wer von Euch sich trotz allem ins Abenteuer stürzen möchte, dem wünschen wir viel Spaß beim Trekken in einem der schönsten und einsamsten Gebieten der Erde.


Freitag, 02.07.2004 Kangerlussuaq - See mit kleiner Insel (ca. 24 km)

Nach einem anstrengenden Reisetag haben wir Kangerlussuaq gestern planmäßig um 23.50 Uhr Ortszeit erreicht.

Ein spektakulärer Landeanflug über das Inlandseis hinweg, direkt auf den Soendre Stromfjord, ringsum hohe, teilweise schnee- und gletscherbedeckte Berge. So heißt uns Grönland willkommen.

Wir schlagen unser Zelt auf dem zwar nicht sehr schönen, aber kostenlosen Campingplatz direkt neben der Landebahn des Flughafens auf. Inzwischen sind wir so müde, dass uns auch das nervige Motorengeräusch einer nahe liegenden Kühlanlage den Schlaf nicht rauben kann.

Bereits gegen 8.00 Uhr werden wir am nächsten Morgen wach. Ein vorsichtiger Blick aus dem Zelt, Sonnenschein, ca. 20 Grad. Die ersten Tiere haben sich auch schon vor unserem Zelt versammelt...???...Mücken...!

Auf dem Campingplatz herrscht bereits reger Betrieb. Als auch wir uns aus dem Zelt quälen, stürzen sich sofort tausende dieser bösartigen Sauger auf uns. Schon nach wenigen Minuten sehen wir aus, als hätten wir Röteln, Masern und Windpocken gleichzeitig. Da wir sowieso noch ein paar Besorgungen machen wollten, retten wir uns in den nahe gelegenen Supermarkt.

Kangerlussuaq ist ein ehemaliges US-Militärcamp, in dem bis 1993 die Amerikaner stationiert waren. Flughafengebäude, Hotel, Campingplatz, Supermarkt und Polizeistation liegen daher nah beieinander.

Im Supermarkt erstehen wir Reinbenzin und Lebensmittel für ein letztes ausgiebiges Frühstück. Frisches Brot, Käse, Obst und Spiegeleier machen uns bewußt, dass wir darauf in den nächsten Tagen wohl verzichten müssen. Nach einer Erfrischung auf der Toilette im Flughafengebäude, checken wird nochmals unsere Ausrüstung. Nichts vergessen? Nein? Dann los!

"Lauft Ihr auch den ganzen Weg bis Sisimiut.....?" ertönt es plötzlich hinter uns. Wir erkennen unseren Zeltnachbar, der sich ebenfalls gerade auf den Weg zum Arctic Circle Trail machen will.

"Dann werden wir uns ja bestimmt noch sehen...." Wie wahr, wie wahr ! So ganz allein, wie wir uns das vorgestellt haben, werden wir die nächsten 10 bis 12 Tage auf dem Arctic Circle Trail wohl nicht verbringen

Wir machen uns auf den Weg, zunächst zur Polizeistation. Dort hinterlassen wir Namen und Adresse, geplanten Tourverlauf, Datum der voraussichtlichen Ankunft in Sisimiut sowie Datum der Rückreise.

Der Polizist fragt uns, ob wir fit sind und irgendetwas mit "food". Ich verstehe nur "foot" und frage mich wie ich denn sonst nach Sisimiut kommen soll. Natürlich gehen wir zu Fuß ! Irgendwann begreife ich, dass er uns gefragt hat, ob wir genug zu essen dabei haben. Er wünscht uns eine schöne Tour und erinnert uns noch einmal daran, dass wir uns unbedingt bei der Polizei in Sisimiut zurückmelden müssen, weil man uns sonst suchen würde.

Die ersten 10 km führen über die Schotterpiste, die den Flughafen mit dem Hafen verbindet. Am Hafen zweigt die Schotterpiste ab und man folgt dem Schild in Richtung Kellyville steil den Berg hinauf. Kellyville erreicht man nach ca. 3 km. Der eigentliche Ausgangspunkt des Arctic Circle Trail liegt etwa 1 km hinter Kellyville.

Mühsam quälen wir uns mit den viel zu schweren Rucksäcken über die Schotterpiste. Gerade mal 2 km haben wir geschafft, als plötzlich neben uns ein Baufahrzeug hält. Wir blicken uns an. "Will der uns etwa mitnehmen...?". Ein freundlicher Inuit schaut aus dem Fenster. "Kellyville...?" fragen wir ihn. Er nickt...!

Irgendwie schaffen wir es die Rucksäcke im Fahrzeug zu verstauen und uns zu zweit auf den Beifahrersitz zu quetschen. Der rasante Fahrstil macht es nicht einfach, sich auf dem Sitz zu halten. Wir sind jedoch froh, dass wir die nächsten 12 km über die Schotterpiste nicht zu Fuß zurücklegen müssen.

Unterwegs halten wir Ausschau nach unserem Zeltnachbarn in Kangerlussuaq, können ihn aber nirgends entdecken und beschließen, dass er auch mitgenommen worden sein muss und vermutlich längst über alle Berge ist. Der nette Inuit fährt uns direkt bis zum Ausgangspunkt des Trails und weist uns noch die Richtung nach Sisimiut. Wir bedanken uns mit 150,- DKK bei ihm. Er zögert vorerst das Geld zu nehmen, lächelt uns aber dann doch freundlich zu.

Hier stehen wir nun und haben die ersten 14 km, für die man laut Trekkingführer 3 Stunden benötigt, in etwa einer Stunde bewältigt. Wir bezweifeln allerdings stark, dass diese Etappe zu Fuß in 3 Stunden zu bewältigen ist.

Vom Startpunkt des Trails folgen wir den gut sichtbaren Wegspuren Richtung Nordwesten, vorbei an mehreren glasklaren Seen. Die Wegspuren verlieren sich jedoch schnell, die Steinmännchen, die es hier geben soll, sind für unser ungeübtes Auge bisher noch schwer erkennbar. Karte und Kompass werden somit zum ständigen Begleiter. Außerdem ist es viel zu heiß und die Mücken nerven entsetzlich. Ob wir uns an diese Biester irgendwann gewöhnen?

Das Gelände ist zu Beginn des Trails recht gut begehbar, so dass wir gut vorankommen. Schon nach kurzer Zeit erreichen wir den alten Wohnwagen am Ufer des Hundesoe. Wenig später lassen wir uns den Mücken zum Trotz zur ersten Rast nieder. Wir genießen die Sonne und den Ausblick auf die umliegenden wunderschönen Seen. Zum ersten Mal entdecken wir hier auch die Überbleibsel der Rentiere, die uns auf dem gesamten Trail begleiten werden. Noch sind wir nicht ganz davon überzeugt, dass es sich tatsächlich nur um die Überreste von Rentieren handelt.

Das Gelände wird hügeliger und wir müssen einige Anstiege bezwingen, die laut Trekkingführer zwar unproblematisch sein sollen, uns jedoch eine Menge Kraft kosten. Den Weg haben wir längst aus den Augen verloren, von ausgetretenen Pfaden oder Steinmännchenmarkierungen keine Spur. Da die zahlreichen Seen in ihren Formen aber sehr verschieden sind, können wir anhand der Karte wenigstens erahnen, wo wir uns gerade befinden.

Wir kommen nun nicht mehr so gut vorwärts und obwohl die ersten 14 km vom Startpunkt des Trails aus gerechnet in 4 Stunden zu schaffen sein sollen, ist auch nach 6 Stunden das Ziel noch in weiter Ferne. Wegen der Mitfahrgelegenheit sind wir allerdings schneller als geplant vorangekommen. Wir werden uns daher schnell darüber einig, dass wir die im Trekkingführer empfohlene Zeltgelegenheit an einem See mit einer kleinen Insel nutzen werden. Diese haben wir dann wenig später auch erreicht. Das Zelt ist schnell aufgebaut und wir verkriechen uns erst einmal vor den Mücken.

Aus dem Schutz des Zeltes können wir nun auch den Blick auf den wirklich traumhaften See und die umliegenden Hügel genießen.

Nach einem Fjellsüppchen und indischem Curryhuhn kehren unsere Kräfte schnell zurück. Ein Blick auf die Karte eröffnet uns noch die morgige Route, bevor wir im mückenfreien Zelt einen erholsamen Schlaf finden.


Blick zum Hundesoe

Pause....!

Wegweiser

Fjälllandschaft

Samstag, 03.07.2004 See mit kleiner Insel - Hütte Katiffik (ca. 11 km)

Gut ausgeruht erwachen wir am nächsten Morgen. Die Mücken leider auch. Tapfer hocken wir vor dem Zelt und versuchen die lästigen Biester zu ignorieren, lassen uns das Frühstück schmecken und genießen die unendliche Weite und das Gefühl von grenzenloser Freiheit. Später verkriechen wir uns dann wieder im Zelt, lesen, schlafen, und faulenzen, bis wir gegen 13.00 Uhr beginnen zusammenzuräumen und gegen 14.30 Uhr das Lager verlassen. Der Karte nach müsste sich der Weg auf dem gegenüberliegendem Hügel befinden. Also erklimmen wir diesen und siehe da, ein Steinmännchen führt uns zurück auf den Weg. Weiter geht es dann in ständigem Auf und Ab über etliche Hügel. Ab und zu finden wir einen ausgetretenen Pfad und hin und wieder auch ein Steinmännchen.

Irgendwo zwischen den Hügeln treffen wir einen Deutschen, der den Trail von Sisimiut aus gelaufen ist, bis hierher 7 Tage benötigt hat und fast von einer Herde Moschusochsen überrannt wurde, sich jedoch glücklicherweise unter seinem Regencape verstecken konnte. Rentiere und Polarfüchse hat er natürlich auch gesehen. Und der gefürchtete Itinneq, den man ungefähr auf halber Strecke des Trails durchfurten muss, hatte bei ihm Brusthöhe. Er erzählt uns noch, dass er den kompletten Amitsorsuaq mit dem Kanu gefahren ist und das Kanu an der Hütte Katiffik zurückgelassen hat. Dann zieht er weiter.

Und auch wir setzen unsere Wanderung fort. Das Gelände wird feuchter.

Nach über 2 Stunden haben wir dann endlich das eigentliche Ende der gestrigen Etappe am Ufer zweier Seen, die durch einen Bach miteinander verbunden sind, erreicht. Diesen Bach gilt es nun zu überqueren. Angeblich soll dies problemlos möglich sein. Es sieht ziemlich morastig aus und vorsichtshalber ziehen wir für die Flussquerung unsere Watsandalen an. Eine gute Idee, wie sich herausstellt, denn ohne nasse Füße wäre die "problemlos" zu bewältigende Flussquerung nicht möglich gewesen.

Wir folgen dem Anstieg auf ein Plateau, wandern entlang dem Bergrücken und weiter durch morastiges Gelände. Nach dem Erreichen der nächsten Hügelkuppe eröffnet sich uns ein phantastischer Blick auf den See Qarlissuit. Dem Rat des Trekkingführers folgend, folgen wir nicht dem gut erkennbaren Weg auf den Hügelkamm, sondern steigen bergab zum See Qarlissuit. Der Abstieg ist ziemlich steil und die Wanderung entlang des Sees sehr mühsam, da von ausgetretenen Pfaden mal wieder nichts zu sehen ist. Am Ende des Sees müssen wir dann genauso steil wieder bergauf, nur um dort wieder auf den Weg zu treffen, auf dem wir längst gewesen wären, wären wir dem gut erkennbaren Weg auf den Hügelkamm gefolgt.

Von der Anhöhe aus erblicken wir dann die romantisch am See Amitsorsuaq gelegene Hütte Katiffik. Nach einem steilen Abstieg haben wir die Hütte ca. 1 Stunde später erreicht. Wie schön, es ist keiner da. Das zurückgelassene Kanu blinkt silbern in der Sonne. Wir denken darüber nach, die Fahrt morgen mit dem Kanu fortzusetzen, sind jedoch beide der Meinung, dass wir hierfür nicht über ausreichend Erfahrung verfügen.

In der Hütte ist es sauber, aber muffig und dunkel. Draußen strahlt die Sonne noch immer. Wir suchen uns einen Zeltplatz direkt am See und bereiten in der fast mückenfreien Hütte das Abendessen zu. Das allabendliche Fjellsüppchen und leckere Eierkuchen versüßen uns den ohnehin schon traumhaften Abend. Noch lange sitzen wir in der Sonne, schauen auf den See und genießen die Einsamkeit, bevor wir mit einem letzten Blick auf die Karte und der Planung für die morgige Tour im Zelt verschwinden.


waten im Qarlissuit

Blick über den Qarlissuit

Katiffik Hütte

unser Zeltplatz

Sonntag, 04.07.2004 Hütte Katiffik - Landzunge am Amitsorsuaq (ca. 12 km)

Die heutige Etappe scheint nicht sehr schwierig zu sein. Sie führt auf einer Länge von 12 km immer entlang des Ufers des Amitsorsuaq. Wir haben es also nicht eilig.

Da es am Morgen etwas zu regnen beginnt, bauen wir das Zelt ab und suchen den Schutz der Hütte. Hier frühstücken wir und faulenzen noch ein wenig. Von uns völlig unbemerkt tauchen plötzlich zwei Wanderer auf. Es sind auch Deutsche, wie sich schnell herausstellt.

Wir wechseln nur ein paar Worte. Auf die Hütte haben sie scheinbar keine Lust, denn sie bauen vor der Hütte ein Zelt auf. Es sieht jedoch nicht so aus, als ob sie hier übernachten wollen. Sie begutachten das Kanu und wollen allem Anschein nach damit weiter.

Nur wenig später kommt ein weiterer Wanderer. Ich erkenne ihn sofort, als den vor uns in Kangerlussuaq gestarteten Trekker. Da wir angenommen haben, dass er längst über alle Berge sein muss, sind wir um so erstaunter, ihn hier zu sehen.

Nach einem kurzen Plausch stellt sich schnell heraus, dass er den Weg auf der Schotterpiste bis Kellyville tatsächlich zu Fuß zurückgelegt hat. Wahrscheinlich hatte er sich gerade zur Rast in einen Graben zurückgezogen, als wir an ihm vorbeifuhren. Auch er hantiert mangels zu erkennender Pfade und schwer zu findender Steinmännchen mit Karte und Kompass und bestätigt die im Trekkingführer angegebenen Gehzeiten als utopisch.

Er erzählt noch, dass er einen Deutschen mit Cowboyhut überholt hat, der allerdings äußerst schwach und schlecht ausgerüstet aussah. So entstand der Mythos vom Schwachen.

Nach einer Pause und einer Eintragung im Hüttenbuch setzt er seinen Weg fort. Natürlich bin ich neugierig und schaue sofort im Hüttenbuch nach, unser Wanderfreund heißt Adi und kommt aus Graz.

Da ich darauf bedacht bin jedes Gramm zu sparen, lasse ich die bereits gelesenen Seiten meines Buches in der Hütte zurück. Auch wir tragen uns noch im Hüttenbuch ein und drängen dann zum Aufbruch.

Ausnahmsweise ist der gut sichtbare Trampelpfad diesmal auch zu finden. Wir folgen diesem am Ufer des Sees und überqueren nach ca. 30 Minuten ein Geröllfeld und nach weiteren 15 Minuten ein erneutes Geröllfeld. Die Querung der Geröllfelder erfordert zwar etwas Kraxelei und Trittsicherheit, ist jedoch nicht allzu schwierig. Wir verlassen das Seeufer nur um einige Landzungen zu überwinden. Auf diesen befinden sich stets ausgesprochen schöne Sandstrände mit exzellenten Zeltgelegenheiten.

Immer im Wechsel überholen wir Adi oder werden von ihm überholt.

Irgendwann entdecken wir auf dem See einen winzigen Punkt, den wir wenig später als Kanu ausmachen können. Dies können nur die beiden Deutschen von der Hütte sein, die nun auch aufgebrochen sind. Ein wenig neidisch betrachten wir ihr schnelles Vorankommen. Sie haben Glück, der Wind hat gedreht und schiebt von hinten. Die beiden werden wir wohl nicht mehr wiedersehen.

Nach ca. 4 Stunden haben wir tatsächlich die phantastische Zelt- und Badegelegenheit auf einer Landzunge erreicht und somit zum ersten Mal die im Trekkingführer angegebene Gehzeit einhalten können.

Wir errichten unser Camp am Sandstrand mit einem traumhaften Blick auf den See Amitsorsuaq. Wenig später trudelt auch Adi ein. Um uns nicht zu stören, hatte er schon versucht sein Zelt weiter oberhalb aufzubauen, war aber aufgrund des sehr feuchten Untergrundes nicht erfolgreich. Es stört uns nicht, dass er sein Zelt neben unserem aufschlägt. Die Sonne scheint noch immer, aber es ist etwas kühler geworden und es gibt nicht mehr ganz so viele Mücken. Leider ist die Tierwelt aber auch sonst ziemlich rar. Wir haben bisher weder einen Moschusochsen, noch einen Polarfuchs oder ein Rentier gesichtet. Adi aber auch nicht.

Nachdem wir reichlich diniert haben, entspannen wir uns noch etwas, lesen und genießen die Stille.

Ein Blick auf die Karte zeigt, dass auch die morgige Etappe fast ausschließlich am Seeufer entlang verläuft. So schlimm kann das ja nicht werden.


Amitsorsuaq

Abendstimmung

Aufbruch am Morgen

Amitsorsuaq

Montag, 05.07.2004 Landzunge am Amitsorsuaq - Abfluss des Amitsorsuaq am Westufer (ca. 13 km)

Die Nacht über bis in die frühen Morgenstunden hinein regnet es. So nutzen wir den Vormittag zum Entspannen. Nach einem ausgiebigen Frühstück bauen wir das inzwischen getrocknete Zelt ab und packen unsere Sachen zusammen. Vor dem Aufbruch lassen wir uns noch eine Weile auf den See schauend nieder und die Seele baumeln. Adi ist bereits los. "Man sieht sich" waren seine Abschiedsworte.

Wir folgen weiter dem Weg entlang dem Ufer des Amitsorsuaq und erreichen nach einiger Zeit eine breite Landzunge mit Sandstrand. Dort klettern wir auf einen Hügel und erblicken in westlicher Richtung das verlassene Kanucenter. Bis dahin scheint es aber noch ein weiter Weg. Nach einer kurzen Rast setzen wir die Wanderung in Richtung Kanucenter fort und sind ca. 1 Stunde später dort angelangt.

Als wir ankommen, verlässt Adi gerade die Hütte. Von der Hütte sind wir ganz angetan, die Versuchung hier zu bleiben ist groß. Bis zum Ende des Sees ist es jedoch auch noch ein weiter Weg, den wir dann morgen zurücklegen müßten. Also rasten wir nur, füllen unsere Wasservorräte auf und knabbern auf trockenen Müsliriegeln herum. Auch das Hüttenbuch wird natürlich wieder inspiziert. Der letzte Eintrag stammt von Adi. Davor haben sich unsere beiden Kanufahrer eingetragen, nun wissen wir, dass sie Axel und Demian heißen.

Weiter geht es entlang des Seeufers. Es wird hügeliger und matschiger. Ringsum erheben sich hohe Berge. Einige Zeit später haben wir das Ende des Sees erreicht. Adi erwartet uns bereits auf der einzigen Fläche, auf der es möglich ist, das Zelt aufzubauen. "Na, schon Moschusochsen gesehen ?" fragen wir ihn. Keine positive Antwort. "Irgendein Zeichen vom Schwachen ?" Antwort wieder negativ. Ringsherum ist es sehr feucht und campieren wäre nur mit Wasserbett möglich.

Also arrangieren wir uns und finden trotz der knapp bemessenen Stellfläche Platz für zwei Zelte. Sorry, Adi, dass wir Dir so nahe kommen mussten. Die laut Trekkingführer traumhafte Zeltgelegenheit auf einer vorgelagerten, kleinen, wunderschönen Insel wäre mit dem Kanu zwar erreichbar gewesen, jedoch nicht problemlos, zumindest nicht mit trockenen Füßen.

Vom täglichen Üben schon routiniert, errichten wir unser Lager, holen Wasser, was an dieser Stelle aufgrund des sehr feuchten Seeufers nicht so einfach war, und kochen unser Abendessen. Die Eiderente auf dem See trompetet ein Liedchen.

Wie jeden Abend schauen wir vor dem Schlafengehen noch auf die Karte, um die morgige Etappe zu planen. Wir werden den See, der uns zwei Tage lang begleitet hat, morgen verlassen. Ein bisschen wehmütig nehmen wir Abschied.


Amitsorsuaq

Canoe Center

Ufer des Amitsorsuaq

unser Zeltplatz

Dienstag, 06.07.2004 Abfluss des Amitsorsuaq am Westufer - Hütte nordöstlich des Ikkarlutooq (ca. 18 km)

Die heutige Etappe wird lang und was wir bisher noch nicht wissen, für uns noch wesentlich länger. Adi ist bereits los, als wir erwachen. 18 km sollen es bis zur Hütte nordöstlich des Ikkarlutooq sein.

Trotz allem kommen wir wieder nicht vor Mittag los.

Wir folgen zunächst dem Bach, der aus dem See abfließt. Ein paar Steinmännchen weisen uns den Weg. Eigentlich kommen wir ziemlich gut voran und es dauert nicht lange, bis wir in ein weites Tal blicken, dass auf den Kangerluatsiarsuaq führt.

Es ist noch immer warm und sonnig und zu den Mücken haben sich die noch nervigeren Moschusochsenfliegen gesellt. Die wollen wirklich in jede Körperöffnung. Nachdem ich mich bisher standhaft geweigert habe, ein Mückennetz zu benutzen, ist es nun auch mit meiner Geduld vorbei. Das Netz wird für die nächsten Tage mein treuer Begleiter.

Durch unwegsames, zum Teil morastiges Gelände geht es bergab ins Tal. Der schöne Blick auf den Kangerluatsiarsuaq wird vom Mückennetz getrübt. Unten angekommen erklimmen wir den Hügel südlich des Sees und genießen den schönen Blick über den Tasersuaq. Nach dem erneuten Abstieg zum See folgen wir dem ausgetretenen Pfad am See entlang bis wir eine kleine Landzunge überqueren.

Hier lädt ein großer Sandstrand mit schönen Zeltgelegenheiten zum Bleiben ein. Aber wir wollen weiter. Wir durchqueren mehrere morastige Gebiete und sind ziemlich erschöpft, als wir die Stelle erreichen, an der wir einen halbstündigen Anstieg auf einen Berghang bewältigen sollen. Es gibt an dieser Stelle jedoch ziemlich viele Berghänge, welcher ist denn nun der richtige?

Leider ist von einem Trampelpfad mal wieder keine Spur zu finden und auch ein auf der Höhe gut sichtbares Steinmännchen ist nicht zu entdecken. Also folgen wir orangefarbenen Klecksen, die in regelmäßigen Abständen auf den Berghang zur Linken führen. Das deckt sich zwar nicht so ganz mit unserer Karte, aber wir hoffen von oben dann mehr zu sehen und uns besser orientieren zu können. Wir wollen den auf der Karte verzeichneten, am Ende des Berghangs gelegenen See erreichen. Immer wenn wir jedoch denken, jetzt haben wir den Gipfel erreicht und müssten gleich den See erkennen können, wird ein weiterer höherer Gipfel sichtbar. Wir sind uns auch gar nicht mehr sicher auf dem richtigen Weg zu sein. Kein Trampelpfad, kein Steinmännchen, nur undefinierbare orangefarbene Farbkleckse, die nicht erkennen lassen, ob es sich um verwitterte Moose oder um Farbmarkierungen handelt.

Doch ! Da endlich! Der Gipfel ist erreicht und da ist ja auch der See. Aber Moment mal, unser See müsste doch ganz anders aussehen und wo ist denn der Fluss hin, den wir eigentlich kurz vor dem See hätten überqueren müssen? Wir studieren noch einmal die Karte. Oh nein! Total verlaufen. Was nun? Uns bleibt nichts anderes übrig als den Berg wieder hinabzusteigen. Inzwischen ist es schon nach 18.00 Uhr. Wir überlegen auch kurz, unser Zelt einfach unten am See aufzubauen und morgen nach dem richtigen Weg zu suchen. Zum Glück finden wir aber beim Abstieg auf halber Höhe ein Steinmännchen, das uns zurück auf den rechten Weg führt. Mit etwas Phantasie können wir nun auch das Steinmännchen auf dem rechts von uns liegenden Berghang erkennen. Also wieder hinauf. Wir sind schon völlig fertig.

Nach dem ersten steilen Berghang erwartet uns der nächste nicht minder steile Berghang. Wir machen immer öfter Pause. Mittlerweile hat sich auch die Sonne verzogen und dicken Wolken Platz gemacht. Daher haben wir vom Gipfel leider auch keine schöne Aussicht auf den Tasersuaq. Vorbei an unzähligen Steinmännchen zieht sich der Weg weiter unendlich lang durch das Fjäll. Die Sicht ist schlecht, der Rucksack drückt und wir wollen einfach nur noch die Hütte erreichen. Im Fjäll gibt es unendlich viele Seen, so viele sind auf der Karte gar nicht verzeichnet, so dass es schwer fällt, sich zu orientieren. Aber die zahlreichen Steinmännchen machen uns Mut, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Ein letzter Zweifel bleibt jedoch. Wir quälen uns so dahin, der Weg will und will kein Ende nehmen. Ich habe schon Halluzinationen. Ständig sehe ich im Fjäll das rote Zelt von Adi.

Laut Trekkingführer sieht man die Hütte 30 Minuten bevor man sie erreicht. Und noch immer keine Hütte in Sicht. Doch plötzlich wie aus dem Nichts taucht sie wie eine Fata Morgana im Fjäll auf. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dies eigentlich nicht die auf der Karte verzeichnete Hütte sein kann.

Skeptisch steuern wir darauf zu. Kirko öffnet die Tür und schaut als hätte er einen Geist gesehen. Der Geist heißt Adi und hat sich bereits vor mehreren Stunden in der Hütte niedergelassen. Wir freuen uns, ihn zu sehen und lassen uns von ihm noch einmal versichern, in der richtigen Hütte gelandet zu sein. Etwas unangenehm war es uns schon, dass wir Adi schon wieder so nahe rücken mussten, aber heute wäre ich keinen Schritt mehr gegangen und das Wetter lud nicht gerade zum Zelten ein. Im Schutz der Hütte kochten wir unser Fjellsüppchen und die Welt sah schon wieder ganz in Ordnung aus.

Als wir unsere Isomatten auf den Holzpritschen ausrollen und in den kuscheligen Schlafsack kriechen, fühlen wir uns schon wieder pudelwohl. Morgen erwarten uns zwar nur 11 km, aber auch die anspruchsvollste Flussdurchquerung des Trails, der gefürchtete Ole´s Lakseelv.


Kangerluatsiarsuaq

Pause...!

Sandstrand

Wegweiser

Mittwoch, 07.07.2004 Hütte nordöstlich des Ikkarlutooq - Hütte südöstlich des Iluliumanersuup Potornga (ca. 11 km)

Recht gut erholt erwachen wir am nächsten Morgen. Heißer Tee und ein leckeres Frühstück vertreiben die letzte Müdigkeit. Das Wetter sieht auch schon wieder besser aus, als wir uns zum Aufbruch rüsten. Adi hat die Hütte schon vor einiger Zeit verlassen. "Man sieht sich."

Der Tag beginnt mit einem steilen Anstieg. Nach dem Erreichen des ersten Berghangs gehen wir kurz bergab, um dann einen weiteren Berghang zu erklimmen. Oben wandern wir an einem kleinen See entlang. Angeblich soll es hier schöne Zeltgelegenheiten geben, da das Gelände aber viel zu feucht ist, können wir diese nicht entdecken.

In stetigem Bergauf und Bergab geht es hinein ins Fjäll, welches wir dann durchqueren. Plötzlich eröffnet sich uns ein atemberaubender Blick ins Flusstal, in dem sich Ole´s Lakseelv windet. Mit dem Abstieg ins Tal haben uns leider auch die Moschusochsenfliegen wieder eingeholt. Uns kommen drei Wanderer entgegen. Dänen wie wir später von Adi erfahren. Außer einem Gruß wechseln wir keine Worte. Der Abstieg ist zwar steil, aber nicht weiter schwierig.

Bald erreichen wir die Talebene und nähern uns dem Ole. Ich muss an den Deutschen denken, dem das Wasser bis an die Brust reichte. So in Gedanken versunken stehe ich plötzlich mit den Füssen im Nassen. Ich freue mich schon, weil ich denke, dass dies der gefürchtete Ole ist und eigentlich sieht der doch ganz harmlos aus. Da kann man ja sogar die Schuhe anlassen.....

Aber dann kommen mir leichte Zweifel, ob dieser Fluss jemals brusttief werden kann. Na gut, ein wenig mag der Deutsche ja vielleicht übertrieben haben, aber dieser Fluss ist ja nicht mal knöcheltief. Das Rätsel löst sich schnell, als wir Adi wild winkend am Ufer des richtigen Ole entdecken. Wir sind ganz froh, ihn zu sehen, da er mit dem furten doch wesentlich mehr Erfahrung hat als wir. Die drei Dänen haben ihm erzählt, dass sie mit dem Rucksack auf dem Rücken durchgegangen sind, was uns jedoch völlig ausgeschlossen erscheint.

Adi hat die beste Furtstelle schon ausfindig gemacht. Wir stehen noch etwas unentschlossen herum und schauen uns erst einmal um. Als Adi die scheinbar beste Stelle testet, steht für mich fest, dass ich da allenfalls ohne Gepäck durch kann. Also wird Kirko wohl unser beider Gepäck auf die andere Seite des Flusses bringen müssen. Neidisch schaue ich zu, wie Adis Gepäck auf meiner Seite des Flusses immer weniger wird. Kirko hat mit dem Inhalt zweier Rucksäcke mächtig zu tun. Aber Adi ist ein echter Kumpel, schnappt sich kurzerhand auch unser Gepäck und befördert es nach und nach trocken ans andere Ufer. Danke Adi ! Ohne Deine Hilfe hättest Du vermutlich allein in der nächsten Hütte nächtigen können.

Dank Adis Hilfe ist das Gepäck dann doch relativ schnell am anderen Ufer. Trägt mich vielleicht auch jemand ? Nein, ich fürchte da muss ich wohl allein durch. Das Wasser ist eiskalt und die Strömung stark. Ich würde gern schneller gehen, kann aber den gepäckschleppenden vor mir gehenden Kirko nicht drängeln.

Die Männer tun mir leid, wie sie nach getaner Arbeit jetzt frierend dastehen und ich kriege fast ein schlechtes Gewissen.

Irgendwann haben wir dann alle Sachen wieder in den Rucksäcken verstaut, hoffentlich nichts vergessen und können weiterziehen.

Die letzten Kilometer bis zur Hütte legen wir zu dritt zurück. Wir folgen dem Flussverlauf ein Stück stromabwärts, umlaufen einen See , ein Blick auf die Karte hätte uns den richtigen Weg gewiesen, und verfehlen wieder einmal den angeblich gut sichtbaren Pfad. Wir steuern auf die Felsnase eines Berghangs zu. Hinter dieser haben wir beschlossen, muss die Hütte liegen.

Kurz hinter der Felsnase treffen wir einen Briten und eine Dänin. Da die Hütte nicht auf der Karte eingezeichnet ist, fragen sie uns, ob wir von der Hütte wissen. Natürlich! Wie weit es denn noch sei, frage ich. Nur noch einen halben Kilometer. Die beiden haben es eilig. Sie wollen heute noch durch den Ole. Na, dann viel Spaß!

Wir setzen unseren Weg fort und erreichen wenig später tatsächlich die Hütte.

Diese liegt malerisch von hohen Bergen umgeben und mit Blick auf den Fjord Maligiaq. Nach den Erfahrungen der letzten Hütte schwelgen wir hier im Luxus. Es gibt sogar Matratzen und eine Trockentoilette. Einziger Nachteil, Wasser gibt es nur im 300 m entfernten Bach.

Mit sämtlichen wasserhaltenden Gefäßen bewaffnet, kämpfe ich mich durch Schwärme von Mücken und Moschusochsenfliegen zum Bach, um Wasser zu holen.

Zurück in der Hütte suche ich nach etwas Brauchbarem, um meine feuchten Schuhe auszustopfen. Ich finde ein paar aus einem Buch herausgerissene Seiten. Komisch, da hat jemand genau das gleiche Buch gelesen wie ich und auch die Seiten herausgerissen. Da uns sonst niemand überholt hat: Hallo Axel und Demian, sollte das ein Scherz sein oder ist Euch etwa auch das Toilettenpapier ausgegangen?

Dann zeigt Outdoorküchenchef Kirko mal wieder seine Kochkünste. Das Fjellsüppchen riecht lecker nach Knoblauch und der Elchfleischtopf schmeckt auch ganz brauchbar. Adi verringert seinen Vorrat an Tütensuppen.

Irgendwie bin ich ganz froh, Ole´s Lakseelv nun hinter uns gelassen zu haben und entspannt werfe ich einen Blick auf die morgige Etappe. Ein auf der Karte zum großen Teil als schwierig eingezeichneter, 20 km langer Abschnitt. Das wird kein Kinderspiel. Aber, wer den Ole bezwungen hat..., denke ich noch und bin wenig später auch schon eingeschlummert.


Fjällhütte

Wollgras

Flusstal des Itinneq

Ole´s Lakseelv...

Donnerstag, 08.07.2004 Hütte südöstlich des Iluliumanersuup Potornga - Hütte am See südöstlich des Innajuattoqs (ca. 20 km)

Ich habe herrlich geschlafen und fühle mich für die heutige Etappe gut gewappnet. Während wir noch frühstücken, verabschiedet sich Adi schon wieder mit dem üblichen "Man sieht sich". Bald sind auch wir soweit, um die Rucksäcke erneut zu schultern.

Zunächst müssen wir den Bach, aus dem ich gestern Wasser geschöpft habe, überqueren. So sehr wir auch suchen, wir finden keine Stelle, wo Steinehüpfen möglich ist. Also Wanderschuhe aus, Watsandalen an, durch den Bach, Watsandalen aus, Wanderschuhe an und irgendwie die vor uns liegende Gebirgswand erklimmen. Der Anstieg ist ziemlich steil. Mag sein, dass der offizielle Weg weniger steil ist, aber da wir diesen zwecks Bachüberquerung an einer günstigeren Stelle verlassen haben und keine Lust haben zurückzulaufen, nehmen wir den steilen Anstieg in Kauf. In ständigem Bergauf und Bergab geht es weiter vorbei an steilen Felswänden.

Endlich auf der Anhöhe angekommen, blicken wir auf einen glasklaren großen See. Wir sind umgeben von hohen auch im Sommer schneebedeckten Gipfeln. Der gut sichtbare Trampelpfad führt hinab zum See. Erstmals ist uns der Trekkingführer eine große Hilfe, denn sonst hätten wir das Steinmännchen auf der Anhöhe in westlicher Richtung wohl nicht entdeckt und wären dem Trampelpfad hinab zum See gefolgt.

Durch schöne Fjälllandschaft geht es zunächst auf gleichbleibender Höhe, dann hinab zum Ufer eines Sees. Auf unserer Wanderung entlang des Seeufers begegnen wir zwei Inuitfrauen, die lediglich 40-45 Liter Rucksäcke mit sich rumtragen. Wie sie mit so wenig Gepäck wohl auskommen, fragen wir uns.

Durch morastiges Gelände gehen wir vorbei an einem kleinen See bis wir auf den nächsten großen See treffen, dem wir ebenfalls immer entlang des Ufers folgen. Immer feuchter und feuchter wird das Gelände, wir stapfen durch hohe Kriechweiden, der Wanderstock dient als Machete. Endlich ist auch das Ende dieses Sees erreicht und wir folgen dem Seeabfluss durch noch feuchteres Gelände.

Hier kommt uns eine Gruppe von Inuits entgegen. 14 Leute zählen wir. Sie sind sehr langsam unterwegs und machen ständig Pause. Aber auch sie werden irgendwann das Ziel erreicht haben. Die im Führer angekündigte Durchquerung einer Feuchtwiese, die laut diesem mit der Gefahr von nassen Schuhen bis hin zu nassen Beinen droht, steht uns in Kürze bevor. Die Querung gelingt uns sogar mit trockenen Füßen, jedoch laufen wir nun schon mehrere Stunden durch Feuchtgebiete und unsere Beine werden langsam lahm. Nur kurze Zeit später können wir dann in der Ferne auch schon die Hütte auf dem Hügel entdecken. Wie angenehm, dass der Weg bis dahin durch weniger anstrengendes Gelände führt.

Aus dem Trekkingführer wissen wir, dass es hier noch eine weitere, wesentlich schönere, nicht in der Karte verzeichnete Hütte direkt am See geben soll. Wie gut, denn eigentlich habe ich keine Lust mehr heute noch auf einen Hügel zu klettern. Den kleinen See sehen wir, aber leider keine Hütte. Also beschließen wir erst mal doch die Hütte auf dem Hügel in Beschlag zu nehmen und quälen uns den letzten Hügel des Tages hinauf. Bildbandreif taucht plötzlich hinter dem Hügel ein wunderschön in hohe Berge eingebetteter großer See auf und direkt am Seeufer steht die Hütte. Bergab und mit dem Ziel vor Augen ist diese schnell erreicht. Adi hat die Hütte auch gefunden und erwartet uns schon. Auf den letzten Kilometern hat Kirko über Schmerzen im Fuß geklagt. Wir überlegen deshalb einen Rasttag einzulegen.

Die Hütte ist ein Traum und bietet sich für einen Erholungstag geradezu an. Es gibt sogar einen zum größeren Raum der Hütte abgetrennten Schlafraum mit richtigen Betten. Aber auch sonst bietet sie ausgesprochen viel Platz. Eine Trockentoilette ist ebenfalls wieder vorhanden. Wir richten uns im Schlafraum häuslich ein und dann beginnt das allabendliche Ritual des Kochens. Auch heute gibt es ein 3-Gänge-Menü. Armer Adi !

Ich werfe gerade einen Blick in die Karte, um die nächste Etappe abzuchecken, da eröffnet uns Adi, dass er hier noch einen Tag bleiben wird, um morgen einen Berg zu besteigen. Da wir ja, auch wegen Kirkos Fuß, hier ebenfalls vorhatten einen Ruhetag einzulegen, sind wir erst einmal ein wenig geschockt, sagen aber nichts und beschließen dann, morgen doch weiter zu ziehen. Hätte Adi uns jetzt noch geglaubt, wenn wir ihm erzählt hätten, dass wir hier auch einen Tag bleiben wollten?

Kirko will nach dem Essen unbedingt noch einen Spaziergang zur offiziellen Hütte auf dem Hügel machen. Ich bin jedoch zu müde und verkrieche mich schon mal ins Bett, um noch ein wenig zu lesen. Schlafen kann ich dann erst, als Kirko zurückkehrt. Der Fuß sieht nicht gut aus, wir hoffen, dass es morgen besser geht. Viel zu müde, um mir darum jetzt noch Gedanken zu machen, schlafe ich ein und genieße den Luxus eines richtigen Bettes.


Hütte am Itinneq

Maligiaq Fjord

Mücken...!

die offizielle Hütte

Freitag, 09.07.2004 Hütte am See südöstlich des Innajuattoq - Hütte im Flusstal ( ca. 17 km)

Als ich früh am nächsten Morgen erwache, haben Wolken alles ringsum in dichten Nebel getaucht. Kein Wetter zum Weiterwandern, also Weiterschlafen. Irgendwann kurz nach 11.00 Uhr quälen wir uns dann doch aus dem Bett. Die Wolken hängen zwar immer noch tief, aber es lockert etwas auf. Und der Fuß ? Tut weh, aber es wird irgendwie gehen. Adi hat seine Bergbesteigung auch noch nicht begonnen.

Was gibt's zum Frühstück ? Etwas Brot mit Wurst und ein paar Nüsse müssen ausreichen. Während wir noch zusammenpacken, macht sich Adi auf den Weg, um einen der umliegenden Bergkämme zu erklimmen. Ob er bei diesem Wetter wohl viel sehen wird ? Es wird sicherlich noch Gelegenheit geben, davon zu berichten, wenn vermutlich auch erst in Sisimiut.

Als das Wetter dann wieder freundlicher aussieht, verlassen auch wir schweren Herzens diese Luxushütte.

Zu Beginn müssen wir heute gleich einen Bach queren. Wieder einmal suchen wir vergeblich nach einer Stelle zum Steinehüpfen und müssen schließlich doch mal wieder die Watsandalen anziehen. Alles in allem kostet uns die Flussquerung fast eine Stunde Zeit.

Dann folgen wir erst einmal dem Weg entlang des Sees und schauen immer wieder zurück auf die traumhaft gelegene Hütte am wunderschönen See eingebettet in hohe Berge. Am Ende des Sees führt uns der Weg hinauf auf einen Hügelkamm und von dort aus direkt ins Fjäll. Leider sehen wir hier oben fast gar nichts, denn wir stehen mitten in den tiefhängenden Wolken und es nieselt unangenehm auf uns herab.

Da Kirkos Fuß noch immer schmerzt, kommen wir nur sehr langsam voran. Nach über 2 Stunden Wanderns blicken wir dann endlich hinab ins Flusstal. Der laut Trekkingführer gut erkennbare, problemlos zu begehende Weg, erweist sich als ein Chaos von Kriechweiden durch das wir uns kämpfen müssen. So geht es hinab ins Flusstal. Noch immer nieselt es vor sich hin. Wie zum Trost taucht jedoch plötzlich ein Rentier vor uns auf und beäugt uns neugierig. Als wir weitergehen, folgt es uns sogar. Irgendwann sind wir dann wieder so mit der Suche nach dem gut ausgetretenem Pfad beschäftigt, dass wir es aus den Augen verlieren.

Von nun an geht es bis zur Hütte immer entlang des Flusses. Der Weg zieht sich unendlich in die Länge und nach jeder kleinen Flussbiegung denke ich, dass dort jetzt aber die Hütte sein muss. Aber auch etliche Kilometer später noch keine Hütte in Sicht. Dann endlich, als ich schon denke, wir müssen daran vorbeigelaufen sein und noch einmal die Karte zu Rate ziehen will, entdecken wir sie doch. Die Freude ist groß, wird jedoch beim Betreten der Hütte gleich abgeschwächt. Die Hütte ist alt und nicht nur ein wenig dreckig. Die Eintragung von Axel und Demian im Gästebuch "Hier kann man sich vom Luxus der letzten Tagen entwöhnen..." sehr treffend, aber da es draußen noch immer nieselt, der Fuß noch immer schmerzt und uns wirklich kalt ist, sind wir froh überhaupt ein festes Dach über dem Kopf zu haben.

Da Kirko aufgrund des schmerzenden Fußes nur bedingt belastbar ist, werde ich kurzerhand zur Outdoorküchenchefin ernannt. Das Fjellsüppchen gelingt mir schon ganz gut. Der indonesische Reistopf erinnert stark an das indische Curryhuhn des ersten Abends.

Irgendwie ist es komisch so ganz allein ohne Adi in der Hütte, wo er doch fast schon zum Hütteninventar gehört.

Es bleibt noch etwas Zeit zum Lesen. Beim Studieren der Karte stelle ich mit Entsetzen fest, dass wir morgen gleich dreimal einen Fluss queren müssen. Na dann gute Nacht.


unsere Luxushütte...

Rentier

Blick zur Hütte

Pause im Flusstal

Samstag, 10.07.2004 Hütte im Flusstal - Hütte am Fjord Kangerluarsuk Tulleq ( ca. 17 km)

Der vorsichtige Blick beim Aufwachen aus dem Fenster zeigt, dass das Wetter nicht mehr ganz so trübe ist, ab und zu kommt sogar die Sonne durch. Und dem Fuß geht es auch etwas besser. Zum Frühstück lassen wir uns Mousse au Chocolat schmecken.

Es ist schon wieder gleich 13.00 Uhr. Noch ein letzter Gruß an Adi in das Gästebuch gepinselt und dann wollen wir los. Ein Rentier direkt vor der Hütte versperrt uns jedoch den Weg. Da müssen doch schnell noch ein paar Fotos her, bevor wir uns dann doch auf den Weg zur letzten Hütte des Trails begeben.

Wie bereits gestern beginnen wir mit einer Bachquerung. Diesmal ziehen wir gleich die Watsandalen an und kommen so halbwegs trocken ans andere Ufer. Dann geht es für lange Zeit weiter immer entlang des Flusses. Das Gelände wird immer sumpfiger und die Kriechweiden immer höher. Irgendwann sind die Kriechweiden dann höher als ich. Ein Buschmesser wäre jetzt nicht schlecht, denke ich, aber der Wanderstock muss ausreichen.

Später fließt der Fluss in eine Schlucht, was uns dazu veranlasst den Fluss erneut zu queren, nur um ihn nach ca. einem halben Kilometer dann schon wieder queren zu müssen. Wir denken ernsthaft darüber nach, uns die zwei Flussquerungen zu sparen, aber die Schlucht sieht ziemlich steil aus und die Seite des Flusses, auf der wir uns gerade befinden, scheint nicht sehr gut begehbar. Also doch wieder der Griff zu den Watsandalen. Da wir nun schon geübt sind, haben wir beide Flussdurchquerungen schnell geschafft. Wir folgen immer noch dem Fluss. Das Gelände ist inzwischen so feucht, dass auch meine Gore-Tex-Schuhe längst durchgeweicht sind. Feuchtwiese reiht sich an Feuchtwiese, der Weg ist längst nicht mehr erkennbar und die Steinmännchen sind auch mal wieder rar.

Wenn wir den in der Ferne erkennbaren See jedoch erreicht haben, sollen wir mit einem gemütlichem Strandspaziergang belohnt werden. Unter Mühen und mit lahmen Füßen sind wir dann irgendwann am See angelangt, aber von einem Strandspaziergang keine Spur. Das Gelände ändert sich nicht wesentlich und so wühlen wir uns weiter durch den Morast. Nun schon ziemlich kaputt erwartet uns am Ende des Sees der Anstieg auf einen "Hügel", der eigentlich ein Berg ist. Fragt sich nur mal wieder auf welchen, ein Steinmännchen ist nicht in Sicht.

Also orientieren wir uns so gut es geht anhand der Karte, bezwingen den Aufstieg und werden oben mit einem phantastischen Ausblick über den Fjord Kangerluarsuk Tulleq belohnt. Solch ein Ausblick entschädigt für alle Mühen des Tages. Leider ist es schon wieder ziemlich spät, die Sonne hat sich mal wieder verkrochen und etlichen Wolken Platz gemacht. Kirko wandert einfach so querfeldein drauflos. Ich sehe keine Steinmännchen und werde ein wenig panisch, dass wir uns verlaufen könnten, da man laut Trekkingführer die Hütte auf einem gut sichtbaren Pfad von Steinmännchen zu Steinmännchen erreicht. Wir queren mehrere Bäche, bei denen man ausnahmsweise tatsächlich die Schuhe anlassen kann. Und dann, noch sehr weit weg, aber doch gut erkennbar, kommt die Hütte in Sicht. Ich bin wahnsinnig erleichtert.

Es dauert jedoch noch eine ganze Weile bis wir dort ankommen. Auch hier ist die Wasserstelle weit entfernt, so dass wir mal wieder alle wasserhaltenden Gefäße bemühen, um den Weg nicht mehrmals zurücklegen zu müssen. Nun nur noch raus aus den nassen Klamotten und schnell in die warmen Fließsachen geschlüpft. Da wir davon ausgehen, dass dies unsere letzte Nacht auf dem Arctic Circle Trail sein wird, verzehren wir sämtliche leckeren Essvorräte. Mir schmeckt der Milchreis ausgezeichnet und da Kirko seine Rote Grütze verschmäht, kann ich ihn sogar noch mit dieser verfeinern. Lecker ! Auch der selbstgemachte Reis mit Erdnüssen, Rosinen, Knoblauch und Schalotten lässt unsere Gourmetherzen höher schlagen.

Durch das kleine Fenster der Hütte dringt wenig Licht und durch die offene Tür würde die nasskalte Luft von draußen zu uns dringen, so dass wir nun zum Lesen und dem allabendlichen Blick auf die Karte zum ersten Mal eine Taschenlampe benötigen. 20 km sind morgen noch einmal zu bewältigen. Wir wollen möglichst am Nachmittag in Sisimiut sein und daher früh aufbrechen. Die Holzpritschen sind hart und ungemütlich und ich schlafe wirklich schlecht in dieser letzten Nacht auf dem Trail. Jedes Mal, wenn ich wach werde, sehe ich die tiefhängenden Wolken vor dem kleinen Fenster und befürchte schon, dass wir morgen gar nicht weiter wandern können.


Kriechweiden

Flusstal

Fjälllandschaft

Hütte am Fjord

Sonntag, 11.07.2004 Hütte am Fjord Kangerluarsuk Tulleq - Sisimiut (ca. 20 km)

Auch als es Zeit ist aufzustehen, hängen die Wolken noch vor dem Fenster und ich denke mir, dass wir bei diesem Wetter sowieso nicht weiter können und mache daher keine Anstalten aus meinen warmen Schlafsack zu kriechen. Erst als Kirko vor die Tür geht und feststellt, dass das Wetter gar nicht so schlecht ist, quäle auch ich mich aus meinem Schlafsack.

Die Aussicht auf die Rückkehr in die Zivilisation, eine heiße Dusche und ein weiches Bett am Ende des Tages lässt uns heute alles etwas schneller angehen. Schon um 10.00 Uhr stehen wir zum Aufbruch bereit mit den fertig gepackten Rucksäcken vor der Hütte. Wir gehen zu dem oberhalb der Hütte stehendem Steinmännchen, welches ich gestern noch entdeckt habe, in der Hoffnung dort wieder auf einen ausgetretenen Pfad zu treffen. Einen Weg finden wir zwar nicht, aber wir können den Steinmännchen folgen, die uns immer oberhalb des Fjordes entlang führen.

Der wunderschöne Blick auf den Fjord bleibt jedoch hinter Wolken verborgen. Bevor es an den nächsten Anstieg geht, müssen wir mal wieder einen Bach queren, was uns nach langen Herumsuchen diesmal sogar mit Steinehüpfen gelingt.

Über eine Stunde lang steigen wir steil bergauf, ich habe schon gar keine Lust mehr und nur der Gedanke des nahenden Zieles lässt mich weiter gehen. Zum Glück kommt jetzt wenigstens ab und zu die Sonne durch, so dass sich uns beeindruckende Blicke zurück auf den Kangerluarsuk Tulleq bieten.

Fast oben angelangt finden wir die Hütte des Sisimiuter Schneescooter Vereins, die offen ist und auch von Wanderern genutzt werden kann. Schlafplätze gibt es hier zwar nicht, aber für eine Rast kommt sie uns gerade recht, auch weil sich der Himmel über uns mal wieder zugezogen hat. Wir stärken uns mit Nüssen und Powerriegeln, bevor wir wieder einmal die Rucksäcke schultern und den Steinmännchen weiter bergauf folgen, bis die Anhöhe erreicht ist. Von dort aus geht es durch ein ausgedehntes Fjällgebiet vorbei an wunderschönen kristallklaren Seen und Flüssen, bis sich am Ende des Fjälls ein phantastischer Blick auf ein beeindruckendes Tal, welches durch das gewaltige Massiv des Nasaasaaq begrenzt wird, eröffnet.

Wir folgen dem Weg ins Tal. Unten angekommen müssen wir noch einmal einen Bach durchqueren. Egal wie tief der Bach ist, die Schuhe bleiben an, beschließen wir und versuchen mit halbwegs trockenen Füßen ans andere Ufer zu gelangen, was uns auch ganz gut gelingt.

Ab hier verliert sich der Weg dann völlig, es gibt weder einen erkennbaren Trampelpfad noch Steinmännchen. Aber da wir von Berg- und Hügelketten umzingelt sind, wir aber laut Karte keine größeren Steigungen mehr zu überwinden haben, wandern wir einfach immer im Tal zwischen den Hügelketten entlang. Irgendwann, viel weiter unten, treffen wir dann auch wieder auf ein Steinmännchen. Da sind wir wohl wieder mal ganz schön vom Weg abgekommen. Wenig später ist der auf der Karte verzeichnete und schon sehr nahe bei Sisimiut gelegene Skilift erreicht. Nur ein paar Meter weiter können wir dann zum ersten Mal das Meer sehen. Ich bin begeistert.

Es ist traumhaft und ich werde diesen Anblick und das Gefühl so nahe am Ziel in dieser traumhaften Landschaft zu versinken wohl nie vergessen. Mittlerweile scheint auch die Sonne wieder und wir schwitzen in den viel zu warmen Klamotten, die wir heute früh noch brauchten. Leider werden mit dem aufkommendem schönen Wetter auch die Mücken und Moschusochsenfliegen wieder aktiv, so dass wir die Mückennetze noch einmal rausholen.

Immer bergab, den Blick auf das Meer gerichtet, legen unsere Füße die letzten Kilometer wie von selbst zurück. Unsere Blicke sind gefangen von der grandiosen Natur ringsum. Als dann die ersten blauen Häuser von Sisimiut in unser Blickfeld rücken,wissen wir, dass jeder auch unter noch so großen Anstrengungen zurückgelegte Kilometer des Trails die Mühe wert war.

Wenig später haben wir den See, der der Trinkwasserversorgung Sisimiuts dient, erreicht. Hier hat jemand eine kleine rote Fahne in den Sand gesteckt. Wir deuten diese als Zielfahne, schmeißen unsere Rucksäcke von uns und jubeln  geschafft . Der Arctic Circle Trail, eine 10-tägige Wanderung durch faszinierende, unberührte Landschaften und viele schöne Erlebnisse liegen nun hinter uns. Von den einmaligen Eindrücken, die wir uns das Leben in der Natur in den letzten 10 Tagen vermittelt hat, werden wir wohl noch lange zehren.

Von nun an benötigen wir keine Karte und keinen Kompass mehr. Die Schotterpiste führt uns direkt auf die Hauptstraße Sisimiuts. Eines der ersten Gebäude an der Hauptstraße ist die Knud Rasmussen Hochschule, die im Sommer als Jugendherberge genutzt wird und in der wir eigentlich Quartier beziehen wollen. Leider findet dort gerade eine Hochzeit statt, so dass uns niemand ein Zimmer geben kann.

So stehen wir also immer noch völlig verdreckt mit unseren großen Rucksäcken etwas hilflos inmitten der festlich gekleideten Inuits. Uns bleibt wohl nichts anderes übrig, als in das Seemannsheim zu gehen. Dieses liegt ganz am anderen Ende des Ortes, so dass wir auf dem Weg dorthin schon einmal einen Eindruck vom grönländischen Leben erhaschen können. Wir sehen Supermärkte, Banken, Restaurants, Cafes und viele kleine Geschäfte. Vor allem fahren auf der Hauptstraße für so einen kleinen Ort unwahrscheinlich viele Autos, allerdings merken wir später, dass es immer wieder die selben Autos sind, die den ganzen Tag die vielleicht 3 km lange Hauptstraße hoch und runter fahren.

Wir sind am Seemannsheim angekommen und man gibt uns auch ein Zimmer. 920 DKK kostet die Übernachtung im Doppelzimmer mit eigenen Bad. Wir wollen zwei Nächte bleiben und uns dann etwas anderes suchen. Da wir uns nicht einigen können, wer zuerst in den Genuss der Dusche kommen darf, duschen wir zusammen. Herrlich !

Wir schlüpfen in die sauberen, gut riechenden Klamotten und machen uns auf die Suche nach einem Restaurant. Es ist kurz nach 20.00 Uhr. Die Cafeteria im Seemannsheim schließt um 20.00 Uhr. Pech ! Wir gehen also auf der Hauptstraße wieder zurück in Richtung Knud Rasmussen Hochschule und finden so das Restaurant Nasaasaaq. Wir fragen, ob wir noch etwas zu essen bekommen können. Der Kellner spricht sogar deutsch. Wir könnten noch Rentier bekommen. Nur kurz überkommt uns beim Gedanken an das Rentier auf dem Trail ein schlechtes Gewissen. Dazu ein kühles Bier und die Welt ist in Ordnung. Das Rentier schmeckt ausgezeichnet, die Beilagen sind reichhaltig und unser vom Trekkingessen geschundene Magen ziemlich überfordert. Jetzt wollen wir nur noch in unser Bett.

Ein herrliches Gefühl endlich in die weichen Kissen zu sinken. Wir schlafen tief und fest und kein Moschusochse, Rentier, keine Mücken oder Fliegen dieser Welt können uns stören...


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Hier kannst Du die Nachbemerkungen zum Reisebericht Grönland 2004 lesen:

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